24. Sept. - 1. Okt. 2009
Der Boden unter den F��en
Hamburg, den 27.09.2008
Peggy Anne Berton wuchs auf einer Farm im kanadischen Ontario auf und sah ihr Land im Namen des Fortschritts mehr und mehr verschwinden. Diese Verfremdung der eigenen Heimat und die psychologischen Folgen sind Themen ihres Performancest�cks „ScareCity“. Was also passiert, wenn man die Erde mit Zement, mit Einkaufstempeln und Autobahnen �berzieht? Die Experimentalfilmerin, die seit den 1980er-Jahren als Videok�nstlerin arbeitet, kombiniert die grobk�rnige Qualit�t von Super8-Filmen mit improvisierter, manchmal ebenso grob wirkender Prosa und Musik. Ihre Filmaufnahmen sind zuf�llige Stichproben einer Welt, die ihr Gesicht ver�ndert - triviale Schnappsch�sse von Menschen, Stra�en, H�usern; ein uninszeniertes Abbild des Lebens, das Berton in die Geschichte hineinfinden l�sst, statt sie selbst zu erz�hlen. „Wenn du Mutter Natur vergewaltigst, wird sie Rache �ben - und all eure Wissenschaft wird euch nicht davor retten!“, prophezeit Berton. Ihr improvisierter Monolog begleitet den Film, sie erz�hlt kurze Anekdoten, formuliert ihre Gedanken, spricht zu sich genauso wie zum Publikum. Ihr zur Seite steht Marc St Aubin. Der kanadische Multimediak�nstler hat zu den jeweiligen Szenen Musik komponiert, die w�hrend der Auff�hrung live entsteht oder von der Festplatte kommt, dabei akustische und elektrische Klangquellen vermischt. In Einklang mit dem Filmfest Hamburg Fokus „Vielfalt und Einheit“ nimmt Peggy Anne Berton mit Marc St Aubin die Konzepte und Komponenten des Kinos auseinander, um sie als neues Ganzes wieder kollagenartig zusammenzuf�gen: Dialog, Musik und Bilder sind voneinander getrennt und treten als unabh�ngige k�nstlerische Elemente in Erscheinung, die sich im Verlauf der Performance gegenseitig beeinflussen, umspielen und bedingen. Der dekonstruktivistische Ansatz schafft Zwischenr�ume und Leerstellen im Erz�hlfluss, die der Zuschauer mit eigenen Gedanken und Interpretationen f�llt. Die pers�nlichen Eindr�cke und Erinnerungen im Publikum werden so zum Bestandteil des Films. „ScareCity“ ist eine allegorische, freie Erz�hlung �ber die Gegenwart. Der expansive, energiefressende wirtschaftliche Drang Nordamerikas ignoriert Energiekrisen, pervertiert die Landwirtschaft und vergiftet mit Pestiziden die einst fruchtbaren B�den. „Wir haben vergessen, woran wir uns erinnern“, sagt Berton. Ihre Anklage ist ein beeindruckendes Zeugnis von Entwurzelung im eigenen Land: als w�rde den Menschen buchst�blich der Boden unter den F��en weggezogen.
Eintritt frei - Reservierung empfohlen.
Hadley’s Caf� Bar, Beim Schlump 84a, Tel.: 4 50 50 75